Eine Wanderung entlang der Erzbahntrasse
Teil 3: Von Salzgitter-Hasenspring nach Salzgitter-Voßpaß
In einer leichten Rechtskurve wechselt die Bahntrasse hinter der Holzhandlung Kittler nun die Seite des Tals. | |
Mit einem Bahnübergang wurde hier die Friedrich-Ebert-Straße gequert. Die Bahnübergänge dieser Schmalspurbahn rüstete man noch zwei Jahre vor der Stilllegung kleinbahnmäßig mit modernen Lichtzeichenanlagen aus, nachdem auf diesem Übergang ein Mofafahrer durch den Zusammenstoß mit einem Zug zu Tode gekommen war. Im selben Jahr erhielten die Streckenloks auch ihren auffälligen gelb-schwarzen Warnanstrich. Vom Bahnübergang selbst ist nichts mehr zu sehen. | |
Nach der Straßenquerung schwenkt die Bahn links entlang der Straße Mahner Berg auf die alte Bahntrasse vom Kaliwerk Fürst Bismarck ein. Der normalspurige Anschluß des von 1896 bis 1903 betriebenen glücklosen Bergbaubetriebs wurde beim Bau der Erzbahn 1924 kurzerhand in schmaler Spur reaktiviert. | |
Unspektakulär verläuft die Trasse heute als Fußweg am Mahner Berg entlang in nördlicher Richtung. Im Bild sieht man einen Leerzug auf der Rückfahrt nach Süden, fotografiert aus erhöhter Position. | |
Kurz vor dem nächsten Bahnübergang entstand 1968 dieses Bild vom Streckenabbau. Beim Spaziergang im Jahr 2010 fällt nur noch auf, dass die Bergleute überaus gründlich gearbeitet haben. |
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Der nächste Bahnübergang querte die Hubertusstraße. Heute scheint eine Szene wie diese hier undenkbar. Was würden wohl die Kinder sagen, wenn in ihrem Kindergartengelände eine Eisenbahn durchführe? Die Anlieger würden wahrscheinlich gegen die Lärmbelästigung klagen. Oh tempora... |
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Nun ja - weiter geht es entlang der Straße "Zum Forst" zur Salzgitter-Maschinen AG (SMAG) | |
Über einen letzten Bahnübergang wurde die Windmühlenbergstraße passiert. Herzlich willkommen in Salzgitter-Bad. Steht da rechts wirklich noch ein Stahlpfosten vom alten Gehweg? |
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Vorbei an der altehrwürdigen Maschinenfabrik des Anton Raky geht es zum Streckenende nach Voßpaß. |
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Hält man sich vor Augen, wie gründlich die Demontage der Erzbahn durchgeführt worden ist, erstaunt es umso mehr, das auf der nun folgenden Erzumladeanlage Voßpaß fast die gesamte Einrichtung erhalten geblieben ist. Trotz des frühzeitigen Verkaufs an einen Schrotthändler verschwanden nur die Schmalspuranlagen im Bereich der Werkstätten. Allerdings sieht das Areal nach jahrzehntelanger Verwahrlosung dementsprechend aus. Das Überschreiten der inzwischen aufgestellten Absperrungen ist nicht erlaubt; das Betreten der Gebäude gefährlich. |
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Bevor es
weiter geht, etwas zum Nachdenken: Ich hatte das Glück, die Umladeanlage um
das Jahr 2000 noch halbwegs intakt und ohne Umzäunung dokumentieren zu
können. Dieser "Geheimtip" ist seitdem durch zahlreiche Beiträge von
Hobbyfotografen, Abenteurern, Bunkerforschern, usw. im Internet publiziert
worden. Die Folgen kann man auf den beiden unteren Fotos sehen; das eine von
2005, das andere von 2010. Die insgesamt 17 originalen Granbywagen der
Erzbahn wurden ohne Erlaubnis des Eigentümers von Unbekannten auf die Seite
gelegt und fast aller 780-mm-Achsen und Puffer beraubt. Sogar ein
Fahrleitungsmast wurde gestohlen. Waren das Feldbahnfreunde? |
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Hier also jetzt die Erzumladeanlage Voßpaß in historischen Bildern: Zuerst zu sehen ist der 3-gleisige Bahnhof vor dem Erzbunker. |
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Die Verladung der Erze aus den Kastenkippern erfolgte im Bunkergebäude links. Nach der Einführung druckluftgebremster Granbywagen im Jahre 1966 entlud man die Wagen über eine hydraulische Vorrichtung direkt in die normalspurigen Erzwagen. |
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Von hier aus wurden die Erze auf Normalspur über Gebhardshagen und Lengede zum Hochofen nach Ilsede abgefahren, ab Anfang der 50er Jahre aber auch zur Aufbereitung der Erzbergbau Salzgitter nach Calbecht. |
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In Voßpaß befanden sich auch die Lok- und Wagenwerkstätten der Erzbahn. Zu sehen ist hier eine seltene Farbaufnahme der Siemens-Streckenloks vor dem Schuppen in Voßpaß. |
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Die Umladeanlage Voßpaß wurde am 05. August 1940 abgenommen. Bis zu diesem Zeitpunkt fuhren die Erzüge ca. 4 km weiter nach Norden und nutzten gemeinsam mit dem Tagebau Hannoversche Treue die Erzsieberei der Ilseder Hütte in Calbecht. Wegen der Enteignung des Tagebaus durch die Reichswerke Hermann-Göring und dessen nachfolgenden Erweiterung mußte diese Trasse aufgegeben werden. Der Streckenteil nördlich von Voßpaß wurde abgebaut und die normalspurige Strecke der Ilseder von Calbecht aus parallel zum neu erbauten Gleis der Reichswerke nach Voßpaß verlängert. Auch die alte Schmalspurtrasse ist in Teilen erwanderbar und Gegenstand des letzten Teils dieser Serie. |