Drittes Stollenfest am 2. Juni 2018
Unser letztes Stollenfest lag 3 Jahre zurück. Das hatte Gründe. So bindet der Aufwand für eine große Festivität viel Zeit und Arbeitskraft. Außerdem erwarteten wir im Laufe des Jahres 2017 die Genehmigung des Landeszuschusses für unseren elektrischen Anschluß und dementsprechend die Umsetzung der Maßnahme mit allen verfügbaren Kräften innerhalb des vorgegebenen Zeitraums durchführen zu müssen. In 2018 war dann der Rücken frei für andere Projekte. Die Baumaßnahmen am Gleisfeld gingen in die Endphase, im Grubenbetrieb sorgte die sanierte Entwässerung endlich für sicheren Wasserabfluß und die sicher nutzbare Stollenlänge war kontinuierlich ausgebaut worden. Gerade in diesem Jahr bot sich uns die besondere Gelegenheit, den 50. Jahrestag der Stilllegung von Georg-Friedrich mit der Eröffnung eines Besucherbetriebes zu kontrastieren!
(Bilder: Holger Dudei, Astrid Dützer)
Und so begannen wir bereits während der Osterfeiertage mit der Umgestaltung des Geländes neben dem Gleisfeld. Vor dem Lokschuppen sollte ein gepflasterter Bereich entstehen. Sand und Kalkschotter mußten dort und im Schneeberggleis eingearbeitet werden. Daneben stand ein generelles Aufräumen und das Umsetzen von Material an, wofür von Karfreitag bis Ostermontag ein Löffelbagger angemietet worden war. | |
Das Wetter war nicht optimal, aber dann machte auch noch unser Baggerfahrer einen sehr spontanen Rückzieher. Am Montagabend war die Arbeit deshalb nur halb getan. Der Erdaushub lag nicht auf der Halde, sondern mitten in der Zufahrt. Den Sand für die Pflasterung mit der Bahn zum Schuppen zu fahren, war unterblieben. Jetzt war guter Rat teuer. | |
Buchstäblich, denn nun standen zusätzliche Termine mit dem Mietlader an, die bezahlt und organisiert werden mußten. Die großzügige Spende eines Mitarbeiters half uns dabei. Unsere Wochenenden konnten wir erstmal abschreiben. Wir begannen nun, eine neue Kippstelle für den Aushub auf dem oberen Plateau am Schneebergweg vorzubereiten. Für den Bau einer Wendeschleife muß dieses Gelände egalisiert werden. Der Strauchschnitt, den ein Kollege seit November 2015 dort gelagert hat, wurde kurzerhand umgeschichtet. | |
Mit einem kleinen Radlader verluden wir nun den auf dem Bahnhof lagernde Aushub nach und nach in Loren. | |
Entlang des Schneeberggleises, auf schnell verlegten Baugleisen, wurde alles verkippt, danach schweres Gleisprofil und eine Weiche verlegt. | |
.Und zuguterletzt Schotter eingebracht, das Gleis gerichtet und mit der Hacke vorgestopft. Damit war der südliche Endpunkt der Pendelfahrten für das Stollenfest vorbereitet. | |
Weiter ging es mit dem Bau von Gleis 1. Kurve biegen, Schwellen vorbereiten, Schienen montieren. | |
.Dann Gleise richten. Schotter soweit vorhanden einbringen, den Rest der Strecke mit Schwellen abstützen. | |
Wenige Wochen später konnte der erste (leichte) Zug das Gleis befahren. Nach und nach setzten wir alle Wagen von Gleis 3 auf 1 um. Damit wurden die Gleise 5 und 3 für die anstehenden Pendelfahrten mit Besuchern frei. | |
Weitere Maschinentage dienten dem Planieren des Wegs zum Stolleneingang. Aus Zeitgründen mußte das Herausarbeiten des alten Wassergrabens links vom Gleis auf nächstes Jahr verschoben werden. | |
Der zeitfressende Faktor war in diesem Fall tief verwurzelte Baumstümpfe und ein unvermutet gefundenes Fundament, vermutlich von einem der alten Oberleitungsmasten. Es wurde vorsichtig aufgenommen und in den Graben auf der anderen Gleisseite abgelegt. | |
Für Robert diente der Klotz dann als Testobjekt für Quellsprengstoff. Mittig wurde eine Reihe großformatiger Löcher gebohrt, dann ein Wasser-Mineralgemisch (Bentonit, o.ä.) eingefüllt. Am Abend zeigten sich die ersten Haarrisse, zwei Tage später hatte der Brocken eine gespaltene Persönlichkeit. | |
Es ging weiter. Die eigentlich für unsere Pendelfahrten leihweise eingeplanten Sitzwagen sollten auf dem Stadtteilfest in Schlewecke eingesetzt werden. An die Aufarbeitung unserer großen Personenwagen war aufgrund der zusätzlich anstehenden Arbeiten nicht zu denken. Die Aufarbeitung der beiden Steigerwagen aus Bergmannssegen-Hugo hatte allerdings schon im Vorjahr begonnen und wurde von uns jetzt forciert. Entrosten, Rostlöcher mit Blechbändern ordentlich verschweissen und den Aufbau sicher mit dem Fußboden verbinden, grundieren und in den Originalfarben lackieren. | |
Für die Gastfahrzeuge wurde ein Abschnitt im Gleis 5 zu einem für Lkw und Anhänger befahrbaren Überweg ausgebaut. Die Pflasterung des Gleisvorfelds wurde kurzerhand abgesagt und stattdessen 0-32er Schlackenschotter von der Hütte in Salzgitter mit Radlader und Rüttler einplaniert. Das entspricht damit sogar dem Vorbild, denn zu Zeiten der Ilseder Hütte war die gesamte Bahntrasse samt Wegen mit Schlackenschotter angefüllt. |
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Der Schotterbelag entpuppte sich als belastbar, lagestabil und zeigt ein gute Drainagewirkung. Nun war allerdings der Sand für die Pflasterung ungenutzt und lag im Weg. So entstand die Idee, eine kleine Sitzecke vor dem Lokschuppenanbau dauerhaft mit Betonplatten auszulegen. | |
Dafür wurde ganz nebenbei eine Sitzbank nach Rammelsberger Vorbild neu erstellt und sogleich eingeweiht. | |
Mit den Steigerwagen ging es langsam voran. Wer unter der Woche nichts zu tun hat, kann ja in meditativ-zirkularer Tätigkeit Flächen entrosten und anstreichen. Der Jahrhundertsommer kam uns dabei recht gelegen, nachdem die ausgedehnten Regenzeiten im Vorjahr für diverse Verzögerungen gesorgt hatten. | |
Und so allmählich entspannte sich der Terminplan. Abladestelle und Gleisvorfeld waren Mitte Mai fertig und befahrbar. | |
Die Sitzecke war ebenfalls fertig und ist dank multifunktionaler Auslegung auch als Grillecke zu nutzen (Kompetenzzentrum Arbeitspause). | |
In der letzten Maiwoche standen nur noch kleinere Wegebauarbeiten an. Das 3. Stollenfest konnte beginnen. | |
Hier werden die Lokomotiven und Wagen zusammengestellt und fotogerecht auf den Gleisen drapiert. | |
Die Gastfahrzeuge treffen ein, hier Gunther mit der Henschel Fabian Baujahr 1914, die bereits im vergangenen Jahr ihre ersten Testfahrten nach frischer Aufarbeitung bei uns machen durfte. Der auf Gleis 5 erstellt Überweg wurde mit dem Anhänger befahren, der Hänger angekippt und nach Art der Culemeyer-Straßenroller eine Rampe aus leichten Stahlprofilen zum Abrollen auf das Gleis angesteckt. Funktioniert perfekt. | |
Dann wird angeheizt. Die Schöma schaut sich das rauchende Ungetüm aus sicherer Entfernung an. Etwa 2 Stunden benötigt man, um die Lok auf Betriebsdruck zu bringen. Rund 3 m³ Frischwasser wurden in Kunststofftanks für das Wochenende vorgehalten. Unser kalkreiches Stollenwasser ist als Speisewasser überhaupt nicht zu gebrauchen. | |
Währenddessen erkunden die Jung EL105, ebenfalls von ProDampf e.V., und der Eisenbahnernachwuchs unser inzwischen auf 1 km Gesamtlänge angewachsenes Gleisnetz.. | |
Die Steigerwagen waren inzwischen eingeachst worden und werden auf das Gleis gestellt. Auch hierfür bewährt sich der Überweg. | |
Am Freitagabend steht alles bereit für den großen Tag. Gemütliches Beisammensein neben leise brodelndem Kessel (Nein, kein Teekessel). Das Wetter spielte noch einmal mit - trocken, nicht zu warm und kein Wind. | |
Samstagmittag: Die Eröffnungsansprache. Leider hatte der Döhrener Kollege das Pult mit dem Orts-Wappen vergessen. Aber als Bergleute sind wir Improvisieren gewohnt. Und wer kann schon mit einer Dampfpfeife zur Eröffnung rufen? | |
Die Pendelfahrten mit der Jung, der Fabian , den Steiger- und Sitzwagen wurden schnell gut angenommen. Hier geht es via Gleis 3 zum Stollen, Fabian folgt in Sichtweite, um den Zug dort abzuholen. | |
Die Betreuung der Kuchenecke übernahm der Döhrener Arbeitskreis Bergbau- und Heimatgeschichte, der auch eine Fotoausstellung zum Bergbau in Döhren aufgestellt hatte. Grillecke und Getränkeverkauf erledigten unsere Mitarbeiter. Alle waren von Mittag bis Abend voll eingespannt. Ca. 600 Besucher haben die Kuchen und Getränkevorräte praktisch vollständig aufgebraucht. Alle Achtung vor dieser effektiven und doch recht anstrengenden Leistung! | |
Parallel dazu wurden Führungen über das Gelände angeboten. Die waren so gut besucht, dass ich praktisch den gesamten Nachmittag ohne Pause zwischen Mundloch und Bahnhof unterwegs war. Und ebensowenig kam der Kollege, der das Stollenmundloch sicherte, dazu, eine Bratwurst zu essen. Immerhin hatte er den kürzesten Weg zu den im Stollen gelagerten Getränken. | |
Für die Eisenbahnfotografen hatten wir auf Gleis 2 die GZ30B bereitgestellt, entsprechend dem von Artitec als Neuheit 2018 aufgelegtem Modell unseres Zuges. Dahinter steht die REL A mit einem typischen RAG-Materialzug aus Schwerlastwagen, Schotterwagen, Unterwagen, Schutz- und Begleitwagen. | |
Zum Abend wurde es ruhiger. Hier sieht man die Jung auf der Durchfahrt vom Schneeberggleis nach Gleis 3. | |
Es ergab sich Zeit für Fotomotive, hier wird eine Parallelfahrt der Schöma mit der Fabian vorbereitet. | |
Aber das kleinprofilige Baugleis zur Kippe sind wir mit Fabian nicht hoch gefahren. | |
Unser erster Lichtmast harmoniert perfekt mit der Dampflok. Funkenblasen am Abend. | |
Abschliessend geht ein Dank an die Mannschaft und alle Unterstützer! Wie man oben nachlesen kann, waren einige Hürden zu nehmen, um das Stollenfest - fast - wie geplant durchzuführen. Zahlreiche zufriedene Kommentare zeigen aber, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Und das es soweit kam, dazu bedurfte es einer eingespielten Mannschaft, auf deren Leistung man vertrauen kann. |