Lok 7:
Ehemalige Lok Hugo 28
Hersteller: Ruhrthaler
Maschinenfabrik |
Indienststellung auf Zeche Hugo (Gelsenkirchen) am 14.04.1949, Einsatz unter Tage bis 1973, 1974 Verkauf an Kalibergwerk Siegfried-Giesen (Hildesheim), Abstellung auf 750 m-Sohle. 12.04.1989 Übernahme durch Förderverein WERBG. Motortausch und Umbau auf Elektroanlassung. Abstellung an verschiedenen Orten im Museumsgelände. 13.04.2011 an Arge Schroederstollen. Reparatur, Aufarbeitung und Wiederherstellung des Originalzustandes. Für uns ist dieser Maschinentyp ein wichtiges Exponat, waren doch ähnliche Maschinen auf den Nachbargruben in Betrieb. Es handelt sich dabei um die Bauform mit abgestuften Tanks, wobei es diese Maschine in der älteren Version auch mit einer durchgehenden Blechverkleidung und modernisiert mit seitlich abgeschrägter Motorhaube gab (Lok 18) |
Ruhrthaler
Diesellokomotiven waren auf vielen Gruben der Barbara Rohstoffbetriebe
verbreitet, waren sie doch mit Abstand die kostengünstigste Variante
einer leistungsfähigen gleisgebundenen Fördertechnik. Hier sehen wir
eine G42z in den 1950er Jahren bei der Ausfahrt mit einem Erzzug aus dem
Ida-Stollen in Othfresen (vermutl Fabrik-Nr. 2898). Die benachbarte Grube Fortuna unterhielt von 1960 bis 63 auf der 3. Sohle eine Förderverbindung zur Verbundgrube Morgenstern. Neben verschiedenen anderen Ruhrthaler-Typen verkehrte hier ebenfalls eine Ruhrthaler G42z in der Aufbauvariante mit geraden Blechen (Fabrik-Nr. 3089). Damit fuhr diese Lok sogar regelmäßig 120 m unter dem Schroederstollen durch. |
|
|
In Dienst gestellt
wurde die Ruhrthaler Nr. 2781 auf dem Steinkohlenbergwerk
Hugo in Gelsenkirchen Buer, wo sie bis August 1973 im aktiven Dienst
stand. Für den Betrieb im Steinkohlenbergbau erhielt sie die üblichen
Einbauten zum Schlagwetterschutz wie Schwungkraftanlasser, Plattenschutz
und Wassereinspritzung (Abgaskühlung). 1974 wurde die Lok zusammen mit
unserer Lok 18 an das
Kalibergwerk Siegfried-Giesen bei Hildesheim verkauft. Beide Maschinen
wurden alsbald auf die 750 m-Sohle transportiert, dort aber ohne
eingesetzt zu werden abgestellt.Der Umbau auf elektrische Anlassung
erschien
zu aufwendig, die Maschinen waren auch für die schweren
Kalizüge zu leicht. Zum 12.04.1989 übernahm der Förderverein eines Harzer Besucherbergwerks die Lok für den Aufbau einer Grubenbahntour im Besucherstollen. Das Bild zeigt die Lok im letzten Einsatzzustand bei der Ankunft beim neuen Eigentümer. Gut zu erkennen ist der noch am Motor angebaute Schwungkraftanlasser. Bei der nun folgenden Aufarbeitung versuchte man, die Maschine für einen regelmäßigen Einsatz vor Besucherzügen im Stollen vorzubereiten. Dabei hatte die Erhaltung originaler Substanz untergeordnete Priorität. Nun erhielt die Lok eine neue elektrische Anlage mit Anlasser. Bei der Zerlegung erlitt der alte Motor gravierende Schäden und wurde durch ein baugleiches Aggregat ersetzt. Eine mit der weiteren Instandsetzung beauftragte Kfz-Werkstatt reparierte nicht die offensichtlichen Schäden an der Zentralschmierung und dem Getriebe. Als direkte Folge entstanden bei den ersten Probefahrten Schäden an den Gleitlagern der Radsätze und das Schaltgestänge des dritten Gangs blockierte. Eine Reparatur scheiterte an den benötigten finanziellen Mitteln. |
|
Inzwischen war man sich bewußt geworden, dass ein Einsatz der Maschine im Besucherbergwerk unter Tage aufgrund des beträchtlichen Aufwands für Wettertechnik, Gleisbau und Brandschutz nicht möglich war. Die damalige Museumsleitung vertrat den Standpunkt, dass die Lok als nicht originales Exponat vom Bergwerk von untergeordneter Bedeutung sei. Besser wäre es, bei Aufarbeitung und Konservierung den zahlreich vorhandenen Exponaten des Bergwerks Priorität zu geben. Das Verhältnis zwischen Museumsleitung und Förderverein verschlechterte sich zusehends, wobei die Lokomotive buchstäblich von einer Ecke in die nächste geschoben wurde und darunter sichtbar litt. Schließlich benutzte der Förderverein die Lok als Vorwand, um sich eine Werkstatt auf dem Museumsgelände einzurichten. Letztendlich kam es im Jahr 2009 zum endgültigen Zerwürfnis, indem das Museum dem Verein die Werkstatt kündigte und den Zugang untersagte. Die G42z war ultimativ bis 15.11.2009 vom Gelände zu entfernen. Die aktiven Mitglieder des Vereins sprachen die Lok daraufhin im Rahmen einer außerordentlichen Versammlung dem Förderverein Schroederstollen e.V. zu, um künftig sachgerechte Pflege und Einsatz zu gewährleisten. |
|
Auf unserem Gelände begannen wir unverzüglich mit der Schadenserfassung, grundlegender Wartung und Aufarbeitung. Ein Videofilm von der ersten Inbetriebnahme am 17.04.2011 kann hier auf Youtube abgerufen werden. |
|
Die nicht
instandgesetzten alten und die neuen Schäden waren allerdings deutlich
umfangreicher als vermutet. Somit zog sich die Aufarbeitung der
Ruhrthaler G42z neben den anderen Projekten unseres Vereins deutlich in
die Länge. Die wesentlichen von uns durchgeführten Arbeiten waren:
|
|
Beim Besuch des 29. Internationalen Feldbahntreffens aus Ilmenau am 09.10.2019 konnten wir zum ersten Mal seit Beginn der Instandsetzung unsere Ruhrthaler in Betrieb vorführen Recht spektakulär gestaltet sich dabei der Startvorgang mittels Schwungkraftanlassers. Diese für den Einsatz im schlagwettergeschützten Kohlebergbau entwickelte Einrichtung war früher weit verbreitet. Dazu wird eine Schwungmasse mit einer Handkurbel auf hohe Drehzahl gebracht und eingespurt. Als Starthilfe werden bei kaltem Motor die klassischen Zündfix-Lunten in den Motor eingeschraubt. Bei warmen Motor gelingt das Starten in der Regel ohne Hilfe. Unter anderem berichtete ein ehemaliger Schlosserlehrling von der Nachbargrube Fortuna, das er stets 1 Stunde vor der regulären Seilfahrt runter zum Lokschuppen auf der 3. Sohle mußte, um dort die Diesellokomotiven auf die beschriebene Art anzuwerfen und für den Förderbetrieb warmlaufen zu lassen. |