Lok 19:
Ehemalige Lok Nordstern 15
Hersteller: Arnold Jung Lokomotivfabrik GmbH, Kirchen
an der Sieg |
Indienststellung 1958 auf Zeche
Nordstern (Gelsenkirchen-Horst), Einsatz bis etwa 1978, Abgabe
an Stadt Rheinbach durch Vermittlung eines Ratsherren,
Aufarbeitung und Aufstellung im Freizeitpark Rheinbach im
März 1979, Einzäunung 2016, 2017 Abgabe an Arge
Schroederstollen, August 2017 Abbau und Transport nach Döhren. Drucklufttechnik ist seit mehr als einem Jahrhundert eine bewährte Antriebstechnik in schlagwettergefährdeten Bergbaubetrieben. Die völlige Vermeidung von Zündquellen und, als Nebeneffekt, die Kühlung und Verbesserung der Wetter durch die Abgase machten teure Hochdruckverdichter und niedrigen Wirkungsgrad akzeptabel. Funktionierten die ersten Loks noch nach dem Dampfmaschinenprinzip, entwickelte die Fa. Jung in den 20er Jahren einen neuen Typ, der nun nach dem Prinzip eines Mehrzylindermotors über Kurbelwelle und Getriebe seine Antriebsleistung direkt auf die Räder gab. Höherer Wirkungsgrad und kompakte Bauweise ließen den von Jung sogenannten Typ "Troll" zu einem der größten Erfolge im Lokbauprogramm werden. Von den drei Grundtypen Pz 10, Pz 20 und Pz 45 wurde die letzte sogar noch 1987 an den polnischen Steinkohlenbergbau verkauft. Unsere Sammlung bereichert diese Lokomotive mit der Darstellung der vierten Antriebstechnologie der Grubenlokomotiven. Neben Akkulok, Fahrdrahtlok und Diesellokomotiven ist somit auch diese letzte Sammlungslücke geschlossen. Ob wir diese Lok jemals in Betrieb vorführen können, bleibt fraglich, sind doch Wartungs- und Betriebskosten deutlich höher als bei Dieselloks. Geplant ist daher nur die rollfähige Aufarbeitung. Aber schon allein durch ihre Bauweise beeindruckt diese Maschine jeden vorbeigehenden Besucher. |
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Unsere Lok wurde am
13.02.1958 von Jung auf der Schachtanlage Nordstern abgeliefert und
versah dort mit einigen weiteren baugleichen Maschinen über viele Jahre
den Förderbetrieb unter Tage. Grund war vermutlich die Inbetriebnahme
der 12. Sohle als neue Hauptfördersohle und die Übernahme der Förderung
der Anlage 3/4. Der damit steigende Einsatz von gleisgebundenen
Fördermitteln erforderte die Beschaffung neuer Lokomotiven. Man kann
davon ausgehen, daß hierbei nach der schweren Schlagwetterexplosion vom
26.06.1955 die verantwortlichen Ingenieure der schlagwettersicheren
Drucklufttechnik den Vorzug gaben. Als dann ab Mitte der 70er Jahre die
gleisgebundene Technik nach und nach durch Bandanlagen ersetzt wurde,
nahm man die Druckluftlokomotiven schließlich außer Betrieb. Unsere Maschine gelangte über die Vermittlung eines ehemaligen Bergmanns im Jahr 1979 in den Freizeitpark Rheinbach, wo sie Generationen Rheinbacher Kindern als Spielgerät diente. Da nach aktuellen Verordnungen für Spielgeräte aber der Fallschutz um die Lok nicht gewährleistet werden konnte, veranlaßte die Rheinbacher Verwaltung die Einzäunung der Lok. Auch wurde ein Teil des dahinter stehenden Zuges verschrottet. Mit der Unterstützung eines Rheinbacher Bergbaufreundes gelang es uns, den Zug vor der Entsorgung zu retten. Unter dem Beifall vieler inzwischen ausgewachsener Rheinbacher Kinder konnten wir die miteinander verschweißten Fahrzeuge am 08.08.2017 lösen und nach Döhren abtransportieren. Für die vielfältige Unterstützung gebührt der Gemeinde Rheinbach unser herzlicher Dank! |
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Transport und Abladen wurden in bewährter Weise von Fa. Burgdorf erledigt. Die Lok steht inzwischen auf einem separaten Gleisstück, wo sie in nächster Zeit einer Grundreinigung und Schadensfeststellung unterzogen wird. Was wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt sicher sagen können ist, daß große Mengen an Spielplatzsand entfernt werden müssen und daß eine Umspurung von 620 auf 600 mm Spurweite durchgeführt werden muß. Die eigentliche Aufarbeitung wird aber frühestens nach dem Stollenfest 2018 beginnen, da derzeit noch wichtigere Projekte abgeschlossen werden sollen. |
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Auch wenn die Maschine schon vor der Abgabe durch die Zeche Nordstern zur Ersatzteilgewinnung dezimiert wurde, so ist die Lok doch äußerlich weitgehend vollständig. Umgetauscht wurde 1979 der Hauptfahrstand, denn die beiden Fahrstände zeigen verschiedene aufgeschweißte Loknummern (15 und 17) und der aktuell montierte Stand ist durch einen Auffahrunfall etwas verzogen. Ansonsten muß man sagen, daß die Lok an den zugänglichen Bereichen ständig mit Farbe nachgestrichen wurde, so daß diese Teile nur wenig Rostbefall zeigen. Geschlossene Bereiche des Antriebsstrangs stehen unter Öl/Ölschlamm und haben sich erstaunlich gut erhalten. |