Loks 8, 27:
Unter der
Bezeichnung A6M 517 oder KML 6 verbirgt sich eine bewährte
Lokkonstruktion, die ab 1939 in vielen 100 Exemplaren auf Zechen und
Erzbergwerken eingesetzt wurde und in den 60er Jahren im Typ GG 90 B als
Weiterentwicklung mit Gelenkwelle und hydraulischer Kraftübertragung
mündete. Der Name bezeichnet eigentlich den Motor (Aggregat, 6-Zylinder,
Wasserkühlung (Medium), 5. Bauserie, 17 cm Hub). Da
dieser Motor aber auch in der GG 90B und in normalspurigen Kleinloks der
Leistungsklasse 2 verbaut wurde, kommt es bei der Identifizierung
gelegentlich zu Irritationen. Der Motor ist von 130 auf 75 PS
gedrosselt, um die für den Untertagebetrieb vorgeschriebenen Abgaswerte
zu erreichen. In dieser Bauform kann die Maschine 30 Wagen Kohle oder 20
Wagen Berge bewegen; dafür stehen 4 Gänge zur Verfügung.
Als weiteren Pluspunkt verbuchen wir, dass zusammen mit unseren sieben 8-sitzigen Personenwagen von Brüninghaus nun ein stilreiner Personenzug von der Zeche Westfalen in der Sammlung ist. Zeichnung des Loktyps aus einer Akte des Oberbergamts Clausthal, Quelle Bergarchiv Clausthal |
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Lok 8: Ehemalige Lok Westfalen 8
Hersteller: Klöckner - Humboldt - Deutz AG |
Indienststellung um 1950 auf dem Steinkohlenbergwerk Westfalen in Ahlen, 1994 an Besucherbergwerk Markus Röhling-Stollen, Frohnau im Erzgebirge, abgegeben an Stadt Lengefeld für Museum Kalkwerk Lengefeld und Aufstellung ohne Aufarbeitung vor der Zufahrt, 2011 an Arge Schroederstollen. |
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26.09.2011: Lok 8 abgestellt vor dem Museum Kalkwerk Lengefeld. Anfang der 90er Jahre erhielt das neu eröffnete Besucherbergwerk Markus-Röhling-Stollen drei Grubenlokomotiven desTyps Deutz A6M517 als Spende von der Zeche Westfalen. Für einen Betrieb im Besucherstollen waren die Dieselloks aber schon wegen ihrer Größe ungeeignet. So behielt man eine betriebsfähige Maschine als Reserve für eine noch aufzubauende übertägige Bahnanlage. Eine weitere Maschine wurde oberflächlich neu gestrichen und neben dem Stollenmundloch als Denkmal aufgestellt. Mit der Westfalen 8 wußte man schließlich gar nichts anzufangen. Die Stadt Lengefeld stellte die Lok letztlich ohne weitere Bearbeitung an der Zufahrt zum Kalkwerk auf. Westdeutsche Nachkriegsfabrikate wurden in der DDR praktisch nie eingesetzt und im Kalkwerk Lengefeld schon gar nicht. Im Schatten der Kalkverladung staubte die Lok langsam zu. Unkräuter wuchsen aus Kühler, Auspuff und Puffern. Im Motorraum fanden wir einen Geocache. Glücklicherweise zeigte man sich kooperativ und überließ uns das ungeliebte Stück Schrott zu einem bezahlbaren Preis.
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05.11.2011: Frisch am Schroederstollen angekommen führen wir eine erste Grobreinigung durch. Der Kalkstaub wird mit Druckluft ausgeblasen. Der Motor entpuppte sich aufgrund eines Frostschadens als praktisch nicht aufzuarbeiten. Über den Sommer 2012 wurde ein Ersatzmotor beschafft und aus beiden Exemplaren ein funktionsfähiger Motor zusammengesetzt. Im Januar 2013 begannen Entrostungs- und Lackierarbeiten am Fahrgestell. Da wir noch nicht über einen Lokschuppen verfügten und die Gleisanlagen noch rudimentär waren, fanden diese im Stolleneingang statt. |
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Bei gutem Wetter wurden die Anstricharbeiten auch im Freien durchgeführt. Im Juli 2013 sieht die Maschine schon deutlich besser aus. Während dieser Arbeiten reifte in uns allerdings die Erkenntnis heran, dass man zur Aufarbeitung eines Fahrzeuges letztlich eine trockene und geräumige Werkstatt benötigt. Die Lackierung muß noch einmal komplett überarbeitet werden. Die weitere Instandsetzung wurde zugunsten des Ausbaus unseres Geländes zurückgestellt, der Ersatzmotor trocken eingelagert. Immerhin haben wir mit diesem Projekt an Erfahrung gewonnen. |
Lok 27: Ehemalige Lok Westfalen 10
Hersteller: Klöckner - Humboldt - Deutz AG |
Indienststellung 26.02.1943 auf dem Steinkohlenbergwerk Westfalen in Ahlen, überholt bei Fa. Rensmann 1987, 1994 an Besucherbergwerk Markus Röhling-Stollen, Frohnau im Erzgebirge, Aufstellung als Denkmal vor dem Besucherbergwerk, 2021 an Privat, 2022 an Arge Schroederstollen. |
Anfang 2022 erreichte uns die Nachricht, dass sich das Projekt einer übertägigen Erzbahn am Röhling-Stollen erledigt hatte. Die beiden dort noch vorhandene A6M-Loks wurden an einen Grubenbahnsammler abgegeben, der uns wiederum die Westfalen 10 weitervermittelte. War uns die Lok ursprünglich als Ersatzteilreserve willkommen, so änderten wir bald aufgrund des guten Zustands des Fahrwerks unsere Meinung. Da unsere Werkstattkapazität begrenzt ist, liessen wir uns bei der Instandsetzung von Motor und Bremse von einem befreundeten Grubenbahnfan helfen. | |
Die
Einspritzpumpe konnte von uns mit Teilen aus den alten Motoren unserer
Loks 26 und 8 sowie neuen Lagern wieder aufgebaut werden. Wesentliche
Teile des Motors wie Laufbuchsen und Zylinderköpfe wurden grundlegend
instandgesetzt oder getauscht. Die Kupplung wurde gängig gemacht und neu
belegt, die Wasserpumpe mit einem neuen Pumpengehäuse versehen, außerdem
Kühler und Dieseltank durch Neubauten ersetzt. Der Tankrahmen erhielt
eine neue Bodenwanne, das Bremsgestänge wurde zum Teil neu angefertigt. Die fahrfähige Aufarbeitung ist inzwischen abgeschlossen, ein neuer Puffer ist montiert. Derzeit steht die Lackierung und die Überarbeitung der Aufbauten an. |
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Bleibt noch die Frage zu beantworten, wieso wir diese Lokomotive mit der Werksnummer 10 ansprechen. Im Gegensatz zur Westfalen 8 ist hier nämlich keine aufgeschweisste Nummer am Fahrstand vorhanden, und bei der Neulackierung haben die Erzgebirgler leider die alte Werksnummer überstrichen. Nun, beim Entrosten des Tankrahmens fanden wir an den Seiten mehrfach die Nummer 10 eingeschlagen, das soll uns als Beweis genügen. |