Lok 15
Ehemalige Lok Friedrich-Heinrich 20
Hersteller: AEG |
Indienststellung auf
Zeche Friedrich-Heinrich (Kamp-Lintfort), Einsatz zuletzt auf
der 600 m-Sohle bis 1992, Mitte der 90er
Jahre an Feldbahnsammlung Ilmenau (21.09.1996 vh.), 1997 an Feld- und
Kleinbahnfreunde e.V. Nidderau, 2015 an Arge
Schroederstollen. Fahrdrahtlokomotiven stellten im Bergbau eine effiziente Methode dar, um große Massen über weite Entfernungen zu transportieren. Zwar waren die Investitionen zum Aufbau der Anlage recht aufwändig, dafür blieben die Kosten im laufenden Betrieb unschlagbar günstig. Das Manko dieser Technik war, dass diese Lokomotiven nicht schlagwettergeschützt gebaut werden konnten. So war ihr Haupteinsatzgebiet Hauptförderstrecken von den Kohleabbaurevieren zu den Förderschächten. Oder Bergwerke ohne Schlagwettergefahr, vor allem im Kali- und Steinsalzbergbau. Die EL5 zog auf Friedrich-Heinrich lange Züge aus 4000 l-Seitenentladern. Wegen des hohen Zuggewichtes war im Zug hinter der Lok ein GHH-Bremswagen mit 6 Magnetschienenbremsen eingestellt. Zur Stromversorgung des Wagens dienten vermutlich die beiden Steckdosen an den Stirnseiten unserer Lok. Falsch eingeschätzt wird in der Regel das Risiko durch den niedrig hängenden Fahrdraht. Es gab hier klare Vorgaben: Minimal 2,20 m Höhe bei 220 V Gleichspannung, minimal 2,50 m bei 500 V Gleichspannung. Der Laie hat dazu in der Regel die Warnhinweise einer fahrleitungbetriebenen Normalspurbahn im Hinterkopf - 15.000 V bei 16 2/3 Hz Wechselspannung, was schon wegen der Überschlagsgefahr eine ganz andere Gefahrenklasse darstellt. Trotzdem bot auch die Fahrleitung unter Tage ganz spezifische Gefahren. Diese bestanden vor Allem darin, beim Herumklettern auf Fahrzeugen oder Hantieren/Tragen von Material (z.B. Bohrstange) mit der Leitung in Kontakt zu kommen. Deswegen war z.B. bei Lokomotiven unter Fahrleitung ein Schutzdach vorgeschrieben, bei Personenfahrung in Fahrleitungsstrecken war die Leitung abzuschalten, spezielle Warnleuchten mußten über den Zustand der Leitung informieren. Bei Beachtung dieser Vorschriften konnte die Unfallgefahr auf ein vertretbares Maß reduziert werden. Was nicht heißt, dass keine Unfälle vorkamen. |
Ein Prospekt der Firma AEG aus dem Jahr 1924 zeigt diese Lokomotive in der ursprünglichen Version. Die Beschreibungen unterscheiden sich in einzelnen Details von unserer Lok. So hat der Beifahrersitz ein Dach erhalten; Wände und Dach des Fahrstandes wurden verbreitert und erhielten Lichtblenden über den Fenstern. Zusätzlich angebrachte Kästen auf dem Dach enthielten das Lokfunkmodul, den Spannungswandler für das Bordnetz und das Blaulicht zur Signalisierung der Personenzüge. Dazu ein Feuerlöscher in der Ablage am Beifahrersitz und Tachometer beim Fahrer. Die Kranwaage zeigte beim Umsetzen dementsprechend 9 t Gesamtgewicht an. Die beiden Motoren liefern gemäß Aufschrift je 25 kW bei 220 V. | |
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Im Einsatz befand sich die Maschine auf der 600-m-Sohle des Kohlenbergwerks Friedrich-Heinrich am Niederhein (Späteres Bergwerk West, stilllgelegt 2012.) Diese Sohle war ab 1952 eine der Hauptfördersohlen des Bergwerks. Schwach erkennbar ist an den Stirnseiten noch die rot aufgemalte Loknummer 20. Eine Fabriknummer haben wir leider nicht. Die Bauzeit läßt sich aber aufgrund diverser Nietverbindungen auf den Zeitraum vor dem 2. Weltkrieg eingrenzen. Dazu werten wir im Moment Unterlagen aus. Da die Lieferung aus dem Jahr 1930 beim Feld- und Grubenbahnmuseum Fortuna steht, kommen für unsere Lok noch die Baujahre 1922, 1925 und 1933 in Betracht. Dank eines alten Forenbeitrages haben wir die Fotografie einer Schwesterlok ebenfalls auf Friedrich-Heinrich in unserer Sammlung. Leider lassen sich weder der Urheber des Beitrages noch der des Fotos nach so vielen Jahren feststellen - Imageshack hat die Bilder längst gelöscht. Für Infos und vielleicht sogar weitere Fotos des Fahrdrahtbetriebes wären wir natürlich dankbar. |
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Anfang der 90er Jahre wurde die 600-Sohle als Hauptfördersohle abgeworfen. Auch auf Friedrich-Heinrich gab es Steiger mit Sinn für historische Maschinen. Einzelne Fahrzeuge gingen an Feldbahnsammlungen und Museen. Unsere Lokomotive gelangte über die Sammlung in Ilmenau an den Feld- und Kleinbahnverein e.V. in Nidderau und wurde auf einem Lagerplatz in Rodgau-Niederroden abgestellt. Als wir am 14.11.2010 auf einem benachbarten Lagerplatz einen Rungenwagen für unsere Sammlung abholten, fiel uns die dort seit mehreren Jahren ungeschützt im Regen stehende Maschine sofort auf; blieb für uns aber letztlich unerreichbar. Als dieser Verein im Mai 2015 sein Gelände unvermittelt räumen mußte und uns ein guter Freund einen Tipp gab, konnten wir die Lok übernehmen. Es ist die erste und lange gesuchte Fahrdrahtlokomotive in unserer Sammlung. Für die Kaufverhandlung und den Transport blieben dabei genau 5 Tage Zeit. Parallel dazu liefen die Vorbereitungen zum 2. Stollenfest. |
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Bei schönstem Sommerwetter begannen wir unmittelbar nach dem Abladen mit der Grobreinigung und Zustandserfassung. Erfreulicherweise ist die Maschine vollständig und unbeschädigt. Massive Blattrostbildung zeigt sich an den dem Wetter ausgesetzten Teilen. Dagegen sind die Fahrmotoren in gutem Zustand, Korrosionserscheinungen am Nockenschalter und anderen elektrischen Bauteilen halten sich in Grenzen bzw. sind zu reparieren. Die insgesamt robuste und einfache Bauweise hat größere Schäden verhindert. Nach Entfernung von 10 cm Kohlenstaub und Müll aus den Ständen, Reinigung der Bremsanlage, einer ordentlichen Schmierstoffgabe und einigen "zarten" Stößen unserer Schöma lösten sich die festgerosteten Bremsbacken und die Maschine rollte in ihr neues Zuhause. |